F – In zwölf Halbtonschritten durch das Jahr 2021

Frequenzbereich abgedeckt

Juni

Das menschliche Ohr nimmt in jungen Jahren Geräusche im Bereich zwischen 20-20.000 Hertz wahr. Das einzige Instrument, das diesen Hörbereich umfassend abdeckt, ist die Orgel. Die erste Pfeife eines 32‘ Fußregisters, das tiefe C, erzeugt die tiefste hörbare Frequenz von 16 Hertz. Mit ihren stolzen elf Metern Länge – ein Fuß entspricht dreißig Zentimetern – passt sie nicht in jede Orgel. Ihr Pedant an der oberen Hörgrenze hat keine Platzprobleme; das viergestrichene C erzeugt 16.000 Hertz und ist ungefähr zweiunddreißigmal so klein. Je kürzer eine Pfeife ist, desto höher ist ihr Ton und umgekehrt.

Nach ihrer Herstellung erklingen aus Pfeifen anfangs keine stabilen Töne. Erst die Intonation gibt ihnen die gewünschte Klangfarbe. Das Geheimnis der Stimmung von Labialpfeifen steckt in Kernstichen, Veränderungen des Fußloches, der Kernspaltenweite und der Aufschnitthöhe. Hier ist Genauigkeit gefragt, schon wenige Zehntelmillimeter können alles verändern. Bei Zungenpfeifen hängt die Tonhöhe von der Stimmkrücke ab, die die schwingende Zunge reguliert.

Neben Temperatur und Winddruck gibt es viel zu beachten, so ist es nicht ungewöhnlich, dass die Ausbildung eines guten Intonateurs an die zehn Jahre braucht. Dank technischer Hilfen stört dann auch nicht, dass der wahrnehmbare Hörbereich mit fortschreitendem Alter abnimmt.

 

© Ayleen Kern, 01.06.2021