Fis – In zwölf Halbtonschritten durch das Jahr 2021

Fischmesser und Stimmglocke

Juli

Seit 2017 gehören Orgelbau & Orgelmusik offiziell zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Ihnen wird anerkannt, dass sie entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen werden. Für den Orgelbau gilt dies seit mehr als 2000 Jahren.

Ob im Spieltisch-, Gehäuse- und Windladenbau oder in der Intonation: Erfahrung und Experimentierfreude des Orgelbauers sind gefragt. Die Umsetzung der Pläne auf Papier in handfestes Material kann einige Überlegungen erfordern. Des Rätsels Lösung ist oft der Austausch mit Kollegen, denn ein jeder hat über die Zeit den ein oder anderen Kniff herausgefunden. Wissen. Können. Weitergeben. bleibt in der Rensch Orgelwerkstatt keine leere Phrase.

Bemerkenswert sind die Werkzeugkreationen, die zustande kommen: Das Titelbild zeigt eine von Jonas Spohn entworfene Apparatur für das Verleimen von Trakturwinkeln. Ohnehin weist das Orgelhandwerk außergewöhnliche Werkzeuge auf: Windwaage, Labienheber, Stimmglocke und Stimmhorn sind feste Bestandteile der Ausrüstung. Für die bestmögliche Handhabung kann es vorkommen, dass Gegenstände aus anderen Bereichen zweckentfremdet werden. Intonateur Tobias Baecke nutzt beispielsweise ein norwegisches Fischmesser zum Pfeifenaufschnitt. Es leistete gute Dienste und die Register für Bad Mergentheim und Ravenstein-Merchingen haben mittlerweile den passenden Aufschnitt. Damit ist die Vorintonation in vollem Gange – der Blasebalg steht selten still.

© Ayleen Kern, 01.07.2021